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Klöckner setzt taz mit Nius gleichDie taz hat News für Klöckner

Die Bundestagspräsidentin hat die taz mit dem rechten Portal Nius verglichen. Die taz-Chefredaktion verweist auf ihr Statement zum letzten Geisterfahrer.

Julia Klöckner beim Sommerfest der CDU Koblenz am Sonntag Foto: Sascha Ditscher/dpa

Berlin taz | Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hat am Sonntag die taz mit dem rechtspopulistischen Internetportal Nius auf eine Stufe gestellt. Das berichten mehrere Journalisten, die bei einem Empfang der CDU Koblenz vor Ort waren. Dort habe Klöckner gesagt, taz und Nius unterschieden sich „in Methodik nicht so sehr“, schrieb der t-online-Redakteur Lars Wieland auf Bluesky. In einer Demokratie sei es Pflicht, beide auszuhalten. Auch der SWR-Journalist Eric Beres berichtete, Klöckner habe in den Raum gestellt, dass Nius im rechten Spektrum so etwas Ähnliches sei wie die taz im linken.

Der Empfang der CDU Koblenz fand in den Räumen auf dem Firmengelände der Compugroup Medical statt. Dessen Gründer und Verwaltungsratschef des Unternehmens gilt gleichzeitig als der Hauptfinanzier des rechtspopulistischen Medienportals Nius – was schon im Vorfeld zu heftiger Kritik geführt hatte.

Nius war 2023 vom entlassenen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt gegründet worden. Seitdem wird unter dem Slogan „Stimme der Mehrheit“ gegen alles Stimmung gemacht, was ihnen zu links, grün, woke oder divers vorkommt.

taz-Chefredakteurin Barbara Junge reagierte gelassen auf Klöckners taz-Nius-Vergleich: „Dem letzten Geisterfahrer, der das behauptet hat, haben wir wie folgt geantwortet“, sagte Junge und verwies auf eine Stellungnahme der Chefredaktion zum damaligen Finanzminister Christian Lindner (FDP). Der hatte im Juni 2024 Nius ein Interview gegeben und das damit verteidigt, dass er zuvor ja auch mit der taz geredet habe.

Die Chef­re­dak­teu­rin­nen der taz, Ulrike Winkelmann und Barbara Junge, schrieben damals an Lindner, sie seien irritiert, dass Lindner taz und Nius als zwar entfernte, aber vergleichbare Orte markiert habe. „Bei Nius handelt es sich um eine unappetitliche, rechtslastige Website. Sie ist das Spielzeug eines von seinem Eishockeyclub offenkundig gelangweilten Milliardärs, der ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Springer-Verlags um sich versammelt hat, die dort nicht mehr satisfaktionsfähig waren“, schrieben die Chef­re­dak­teu­rin­nen weiter und schlossen ihren Brief an Lindner mit den Worten. „Wir möchten höflich darauf hinweisen, dass die taz – im Gegensatz zu Nius – ein journalistisches Medium ist, das nach presseethischen Grundsätzen arbeitet.“

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12 Kommentare

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  • Nun, Alkohol ist bekanntlich ein Nervengift und Frau Klöckner war Weinkönigin, somit nicht-anonyme Alkoholikerin ... was Alkohol alles anrichten kann ... da braucht es Entzug (incl. aller politischer Ämter!-)

  • Die Dame stellt mittlerweile eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie dar. Wer den Unterschied zwischen Journalismus und Propaganda nicht erkennen will oder kann, hat in einer verantwortungsvollen politischen Position nicht zu suchen und gehört schnellstmöglich vom Hof gejagt.



    Da es nicht der erste Ausfall in Bezug auf rechtsdraußen war, stellt sich die Frage ob Dummheit oder böse Absicht. Zum Unterschied zwischen Beiden hat Bonhoeffer schon alles gesagt.

  • Die RheinlandPfälzer wussten schon, warum sie Klöckner nicht gewollte haben, jetzt weiß es die ganze Welt...

  • Wer wie Frau Klöckner derzeit wohl Schmetterlinge im Bauch hat, redet bisweilen viel Unsinn.



    Obwohl, das war bei ihr schon davor so und wird nach dem Ausfliegen dieser Tierchen auch nicht anders sein.



    Und gut, dass Frau Klöckner heterogen verliebt ist; nicht dass man ihr noch unterstellt, sie sei an Frauen interessiert.

  • Besser als die taz lässt es sich kaum zusammenfassen.



    Wenn Klöckner wenigstens die 'Welt' genannt hätte, der man auch nur Sport- und Börsenergebnisse glauben kann!



    Die taz hat Meinung und Engagement, doch eben auch Respekt vor der Realität und den Fakten.



    Nius ist ein Dackelportal der Arg-Rechten und Fossilfreunde und changiert teils ins Xenophobe.



    Hat Gspusi Pilawa Klöckner nie mal Grundlagen beigebracht, was Journalismus und was er nicht ist?

    Wo bleibt das Selbstbewusstsein der Union gerade? Mit ihren Mitgliedern, ihrer Verankerung, ihrer Tradition auch im Christlich-Sozialen? Sich ausgerechnet bei Julian R. und seinen Hintermännern anbiedern???

  • Klöckners Äußerung sollte als Beispiel im Wikipedia Eintrag für "Falsche Ausgewogenheit" dienen. Vielleicht setzt sie sich ja mal mit dem schwer links ausgerichteten, millionenschweren Allein-Finanzier der TAZ auseinander, Viel Spaß beim suchen...

  • Wer selbst nur schemenhafte Vorstellungen von Ethik hat (wie es Frau Klöckner z.B. im Nachgang des Anschlags von Aschaffenburg bewies), kann mit der Unterscheidung zwischen einem Medium, das presseethischen Grundsätzen folgt, und einem Medium, das das nicht nur nicht tut, sondern Presseethik aktiv bekämpft, nichts anfangen.

  • Mein Gott Frau Klöckner, gibt's nicht irgendwo eine Rieslingverkostung?

    • @FtznFrtz:

      👍das war auch mein erster Gedanke

  • uninformierter Zentrismus! so mag ich meine Politiker.

  • Gleich zur nächsten Veranstaltung einladen. Sie muss zusagen. Gleiches Recht für alle, Neutralität und so.

  • ignoranz und neutralität schließen sich leider gegenseitig aus